FREMDSPRACHENHOCHSCHULE DER NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FAKULTÄT FÜR DEUTSCHE SPRACHE UND KULTUR
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Bachelorarbeit
Einige Probleme und Übersetzungsprozeduren beim
Übersetzen der kulturspezifischen Elemente in der
Übersetzung des Grimms Märchens ins
Vietnamesische
Name:
Pham Thi Minh Trang
Geburtsdatum:
07.05.1998
Jahrgang:
QH.2017
Betreuerin:
MA. Nguyen Thi Ngoc Diep
HANOI – 2021
TRƯỜNG ĐẠI HỌC NGOẠI NGỮ - ĐẠI HỌC QUỐC GIA HÀ NỘI
KHOA NGƠN NGỮ VÀ VĂN HĨA ĐỨC
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KHĨA LUẬN TỐT NGHIỆP
Một số vấn đề và thủ pháp đưa ra khi dịch các yếu tố
liên quan đến văn hóa trong bản dịch truyện cổ
Grimm từ tiếng Đức sang tiếng Việt
Họ và tên:
Phạm Thị Minh Trang
Ngày sinh:
07.05.1998
Khóa:
QH.2017
Giáo viên hướng dẫn:
MA. Nguyễn Thị Ngọc Diệp
Hà Nội – 2021
DANKSAGUNG
Diese Arbeit ist nicht das Ergebnis von mir persönlich, sondern hat die Unterstützung von
vielen Personen. Hierdurch möchte ich denen danken, die mir immer geholfen und mich
ermutigt haben. Ohne sie hätte ich die Arbeit nicht schaffen können.
Zuerst möchte ich mich bei meiner Betreuerin Frau Diep bedanken, sie hat mich vom
ersten Schritt an immer tatkräftig unterstützt, gab mir sehr hilfreiche Ratschläge und
Kommentare.
Weiterhin gilt mein Dank allen Lehrern in der deutschen Fakultät. Ihre Leidenschaft hat
meine Liebe für die deutsche Sprache geweckt.
Und schlilich mưchte ich meinen Freunden und meiner Familie danken, insbesondere
Quynh, Giang und Phuong. Sie haben mit mir bis zum Ende „gekämpft“.
ZUSAMMENFASSUNG
Titel der Arbeit: Einige Probleme und Übersetzungsprozeduren beim Übersetzen der
kulturspezifischen Elemente in der Übersetzung des Grimms Märchens ins Vietnamesische
Name: Pham Thi Minh Trang
Gegenstand der Arbeit: die Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ von Brüder Grimm
und die Übersetzungen von vielen Übersetzern wie Luong Van Hong, Anh Chi, Thu Thao,
usw.
Ziele:
Diese Forschungsarbeit wird die folgenden Fragen beantworten:
-
Welche Probleme treten bei der Übersetzung von kulturspezifischen Elementen in
Märchen auf?
-
Wie sind die Übersetzer mit ihren Übersetzungen umgegangen?
-
Welche Prozeduren werden bei dem Übersetzen von kulturspezifischen Elementen
in Märchen verwendet?
Analysieren
der
Übersetzungen
von
Märchen,
um
herauszufinden,
welche
Übersetzungsprozeduren beim Übersetzen von kulturellen Elementen bevorzugt werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit erhoffen sich die Förderung von Übersetzungsprojekten
anderer Märchen und allgemeiner Kinderliteratur aus dem Deutschen ins Vietnamesische
Forschungsmethode: synthetische, analytische und vergleichende Methoden
Forschungsergebnisse:
- Es gibt mehrere Übersetzungsprozeduren, die bei der Übersetzung eines kulturellen
Elements angewendet werden kưnnen.
- Der Empfänger hat einen gren Einfluss auf die Übersetzung.
- In Fällen, in denen kulturelle Elemente keine Entsprechung in der Zielkultur haben,
wird häufig das nichtwörtliche Übersetzungsprozedur verwendet.
Inhaltverzeichnis
1. EINLEITUNG
1
1.1 Themenauswahl
2
1.2 Forschungsgegenstand
2
1.3 Forschungsfragen und Forschungsziele
2
1.4 Forschungsmethoden
3
1.5 Forschungsaufbau
3
2. HINTERGRUND INFORMATION
2.1. Die Brüder Grimm
3
3
2.2. Grimms Märchen
3. THEORETISCHE GRUNDLAGE
3.1. Übersetzen
3.2. Übersetzungsprozeduren
3.2.1. Emprunt (Direktenlehnung)
3.2.2. Calque (Lehnübersetzung)
3.2.3. Traduction littérale (wortgetreue Übersetzung)
3.2.4. Transposition
3.2.5. Modulation
3.2.6. Äquivalenz
3.2.7. Adaptation
3.3. Märchen
3.4. Einige probleme bei der Übersetzung von Märchen
3.5. Kulturspezifische Elemente
4. EMPIRISCHE ANALYSE
4.1. Das Übersetzen der Charakternamen und Anredeformen
4.1.1. Das Übersetzen der Charakternamen
4.1.2. Das Übersetzen der Anredeformen
4.2. Das Übersetzen der Redewendung
4.3. Änderung oder Weglassen von gewalttätigen Details aus
Gründen der kulturellen Relevanz
4.4. Übersetzung von Gleichnis und Metapher
5. FAZIT
4
6
6
LITERATURVERZEICHNIS
42
ANHANG
45
9
9
10
10
12
14
15
18
19
20
21
21
21
24
26
30
33
40
1
EINLEITUNG
1.1
Themenauswahl
Literatur schildert das Leben, sie zeigt auch die Identität eines Volkes. Gute Werke sollten
von allen wahrgenommen werden, und dafür brauchen wir Übersetzer. Übersetzen ist
immer ein schwieriges Problem. Um gut oder zum Zielpublikum passend zu übersetzen,
braucht der Übersetzer reiche Erfahrung oder sorgfältige Recherche.
Man konzentriert sich oft mehr auf das Übersetzen von Büchern und Geschichten, die sich
an Erwachsene richten, diese Zielgruppe die Bedürfnisse und wirtschaftlichen
Voraussetzungen hat, Bücher zu kaufen und zu lesen. Eine weitere Publikumsgruppe, die
ebenso wichtig ist, sind die Kinder. Die Übertragung von Kinderliteratur scheint einfach
zu sein, aber in Wirklichkeit müssen Worte und Inhalte in jedem Kinderwerk auf hohe
Genauigkeit geprüft werden.
Im kulturellen Erbe der Menschheit nehmen Märchen einen besonderen Stellenwert ein
und sind vielleicht die bekannteste Art der Sprachkunst. Märchen üben eine besondere
Anziehungskraft auf die Kinder aus und hinterlassen oft unauslöschliche Spuren bei der
Entstehung von Gedanken und Gefühlen. Jede Volksgruppe hat ihre eigene Schatzkammer
an Märchen. In der Literatur jedes Landes wird die mündliche Literatur durch ein
langjähriges Volkserzählung gebildet, deshalb hat sie die Eigenschaft, die Grundkultur der
Nation zu repräsentieren.
„Kinder- und Hausmärchen“ (Brüder Grimm) gilt als eine der berühmtesten
Märchensammlungen der Welt und wurde von vielen vietnamesischen Übersetzern ins
Vietnamesische übertragen. Aufgrund der Unterschiede zwischen der asiatischen und der
europäischen Kultur wird es viele kulturelle und ethnische Faktoren geben, die nicht
einfach eine Entsprechung im Vietnamesischen zu finden sind. Die Denkweise des Autors
des Originaltextes und die Wahrnehmung des Empfängers beim Lesen des Zieltextes sind
nicht völlig übereinstimmend. Die richtige Lösung für die Übertragung zu finden, ist das
Schwierige, mit dem Übersetzer konfrontiert werden können. Mein Studiengang ist
1
Translation, daher ist dieses Thema für mich sehr interessant und ich kann viel davon
lernen.
1.2
Forschungsgegenstand
In Vietnam gibt es nicht viele Forschungen über die Übersetzung von Kinderliteratur,
insbesondere von Märchen. In der deutschen Literatur nimmt die Sammlung „Kinder- und
Hausmärchen“ der Brüder Grimm einen sehr wichtigen und bedeutungsvollen Stellenwert
ein, und sie wurde von zahlreichen vietnamesischen Übersetzern übersetzt. Im
Bewusstsein, dass diese Übersetzungen eine große Investition an Arbeitskraft sind und es
viele verschiedene Schreibweisen gibt. Deshalb habe ich mich entschieden, die Sammlung
„Kinder- und Hausmärchen“ von Brüder Grimm und die Übersetzungen von vielen
Übersetzern wie Luong Van Hong, Anh Chi, Thu Thao, usw.
1.3
Forschungsfragen und Forschungsziele
Diese Forschungsarbeit wird die folgenden Fragen beantworten:
-
Welche Probleme treten bei der Übersetzung von kulturspezifischen Elementen in
Märchen auf?
-
Wie sind die Übersetzer mit ihren Übersetzungen umgegangen?
-
Welche Prozeduren werden bei dem Übersetzen von kulturspezifischen Elementen
in Märchen verwendet?
Durch die Untersuchung der Übersetzungstheorien, der Übersetzungsprozeduren von
Vinay und Dabanet und der Probleme beim Übersetzen kultureller Elemente kann die
Translationsrichtung des Übersetzers analysiert werden. Damit entsteht eine klarere Sicht
auf die kulturspezifischen Probleme und auf die Prozeduren, die eingesetzt werden
können.
Die Ergebnisse dieser Arbeit erhoffen sich die Förderung von Übersetzungsprojekten
anderer Märchen und allgemeiner Kinderliteratur aus dem Deutschen ins Vietnamesische.
2
1.4
Forschungsmethoden
Meine Forschungsarbeit basiert auf einer Kombination aus synthetischen, analytischen und
vergleichenden
Methoden.
Im
theoretischen
Teil
wurden
zunächst
die
Übersetzungsprozeduren synthetisiert, dabei wurde besonders auf die Probleme bei der
Übersetzung von kulturellen Elementen in Märchen fokussiert. Im praktischen Teil habe
ich die Beispiele nach verschiedenen Schwierigkeiten zusammengefasst und dann die
Übersetzungsweise des Übersetzers analysiert.
1.5
Forschungsaufbau
Die Forschungsarbeit besteht aus 4 Teilen
-
Teil 1: die Einleitung mit 6 Punkten wie Themenauswahl, Forschungsgegenstand,
Forschungsfragen, Forschungsziele, Forschungsmethoden und Forschungsaufbau.
-
Teil 2: Hintergrundinformationen über die Brüder Grimm und die Sammlung
„Kinder- und Hausmärchen“.
-
Teil 3: die Darstellung von Theorien zur Unterstützung der Arbeit.
-
Teil 4: die Untersuchung konkreter Fragestellungen auf der Grundlage des
Vergleichs zwischen dem Original und der Übersetzung.
-
Teil 5: das Fazit
2
HINTERGRUND INFORMATION
2.1
Die Brüder Grimm
Nach Claudia Belemann (2020) gehörten zu den Brüdern Grimm Jacob Ludwig Karl
Grimm (1785-1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786-1859). Sie sind zwei der neun Kinder
von Philipp Wilhelm Grimm und wurden in einer Stadt in Hessen geboren.
Sie sind nicht nur römische Rechtsforscher, Sprachwissenschaftler, sondern auch
Volkskundler. Die Brüder Grimm hatten hervorragende Werke wie „Deutsches
Wörterbuch“ und „Deutsche Grammatik“. Sie entdeckten und kodifizierten die Regel
3
„Erste Lautverschiebung“, die in der angelsächsischen Sprachgruppe als Grimms Gesetz
bekannt ist.
Sie studierten zunächst Jura bei Professor Friedrich Carl von Savigny und verbrachten oft
viel Zeit in seiner Privatbibliothek mit zahlreichen seltenen Büchersammlungen. Professor
Friedrich Carl von Savigny ist nicht nur Dozent der Rechtswissenschaften, sondern auch
Historiker und Volksforscher. Er war es, der das Interesse und die Leidenschaft der Brüder
Grimm für die deutsche Geschichte und insbesondere die Volkskunde weckte.
Was die Grimms dazu veranlasste, sich auf altdeutsche Epen, Märchen und Literatur zu
konzentrieren, war die Überzeugung, dass die natürlichsten und reinsten Formen der
Kultur linguistisch und historisch basiert waren. Ihrer Meinung nach sei die moderne
Literatur, so vielfältig sie auch wäre, künstlich und könne daher nicht das wahre Wesen
der völkischen Kultur ausdrücken. Deshalb bemühten sie sich, Geschichten aus der
Vergangenheit aufzuspüren.
In den Jahren nach dem Studium fingen sie an, deutsche Sprüche, Märchen und Mythen
zu sammeln. Um diese Dinge zu sammeln, unterhielten sich die Gebrüder Grimm mit
zahlreichen Menschen an verschiedenen Orten, und sie schrieben viele Geschichten ab,
die sie im Laufe der Jahre gelernt hatten. Es ist offensichtlich, dass sie viel Mühe und
Enthusiasmus in diese Märchensammlung eingebracht haben. Diese Bemühungen sind
nicht vergebens, denn diese Sammlung macht sie bekannt. Immer wenn man an Märchen
denkt, erinnert man sich an den Schriftsteller Andersen aus Dänemark und die Brüder
Grimm aus Deutschland.
2.2
Grimms Märchen
Im frühen 19. Jahrhundert, als sich das Bedürfnis nach Volksmärchen in Deutschland zu
entwickeln begann, fingen die Brüder Grimm an, Volksmärchen zu sammeln. Und seit
1810 bearbeiten die beiden die Sammlung von Volksmärchenmanuskripten (Wilhelm
Solms 1999: 42). Wollenweber Diese Werke wurden von Jacob und Wilhelm
aufgezeichnet, indem sie Geschichtenerzähler einluden, nach Hause zu kommen und
4
abschrieben, was sie erzählten. Unter denen, die diese Geschichte erzählen, sind nicht nur
Bauern, sondern auch Mittelständler und Gelehrte. Es ist sichtbar, dass die ausgewählten
Themen sehr vielfältig und reichhaltig sind, sie konzentrieren sich nicht auf eine bestimmte
Gruppe
Im Jahre 1812 veröffentlichten Jacob und Wilhelm Grimm eine Sammlung von 86
deutschen Märchen in einem Buch mit dem Titel „Kinder- und Hausmärchen“, darunter
viele heute noch bekannte Märchen wie „Hänsel und Gretel“ und „Aschenputtel“. Später
sind sieben Versionen ihrer Erzählungen erschienen, jede anders als die vorherige. (Heinz
Rölleke 2004: 94). Bis die letzte, bekannteste Version kaum noch der ersten ähnelte.
Während dieser Modifikation wurden die Märchen mehr und mehr kindgerecht, ähnlich
den Versionen, die wir heute kennen.
Die Geschichten, die die Brüder Grimm zuerst sammelten, sind schroff, unverblümt,
komisch und tragisch, und sind streng genommen keine „Märchen“. Tatsächlich hatten die
Grimms nie die Absicht, dass die Märchen von Kindern gelesen werden sollten. Bei der
Produktion von sieben verschiedenen Ausgaben über vierzig Jahre nahmen die Grimms
große inhaltliche und stilistische Veränderungen vor. Die Geschichten der ersten Auflage
sind näher an der mündlichen Überlieferung als die Geschichten der letzten, die eher als
literarische Sammlung betrachtet werden können.
Der Einfluss von Grimms Märchen ist weitreichend und kann als eine der Grundlagen der
modernen westlichen Kultur angesehen werden. Derzeit wurde diese Sammlung in viele
Sprachen übersetzt, sie gilt als unendliche Inspirationsquelle für Künstler, die in vielen
verschiedenen Kunstbereichen wie Malerei, Musik und Film wirken. Darüber hinaus ist es
Teil der Kindheit vieler Kinder auf der ganzen Welt, auch in Vietnam.
5
3
THEORETISCHE GRUNDLAGE
3.1
Übersetzen
Mit dem aktuellen Entwicklungstrend der Globalisierung ist die Sprachbarriere die
Herausforderung, das Bedürfnis nach Austausch und Integration zu unterdrücken. Und
Übersetzen ist der Schlüssel, um dieses Problem zu lösen. Das Übersetzen hat hier alle
Sprachen auf der ganzen Welt miteinander verbunden, so dass jeder die guten und neuen
Dinge in jedem Land, jeder Region der Welt erfassen und aufnehmen kann. Das ist einer
der Vorteile, die die Übersetzen für alle gebracht hat.
Was ist die genaue Definition von Übersetzen?
Es gibt viele verschiedene Definitionen von Übersetzen.
Nach H.J.Vermeer „Translation ist eine Kette von Transpositionen mit einem Übertritt von
einer Ausgangssprache (AS) zu einer Zielsprache (ZS).” (z. n. Wills/Thome 1984). Dies
ist der Kern des Übersetzens, der die Übertragung, die Umwandlung von einer Sprache in
eine andere ist. Sager sagte, dass „Übersetzen läßt sich als zweifacher Kommunikationsakt
bezeichnen. Der Übersetzer ist Empfänger der ausgangssprachlichen Botschaft und
zugleich ihr zielsprachlicher Sender.“ (Snell-Hornby 1986: 334). Es geht seiner Ansicht
nach beim Übersetzen darum, die Botschaft in die ZS zu transportieren, außerdem betont
er hier die Rolle des Übersetzers.
Aber Übersetzen ist keine einfache Sache, Koller drückte „Der Übersetzungsprozeß ist
schriftliche Umsetzung eines Textes von einer Sprache (AS) in eine andere Sprache (ZS),
wobei das Umsetzungsprodukt, die Übersetzung, bestimmten Äquivalenzforderungen
genügen muß.“ (Koller 1983:260) aus. Nun handelt es sich beim Übersetzen also nicht nur
um eine semantische Seite, sondern es ist viel mehr zu beachten. Jedes Wort, jeder Text
trägt die Botschaft, aber die semantische Übertragung kann diese nicht ausdrücken,
vielleicht aus kulturellen Gründen oder aus anderen Gründen. Daher ist der Übersetzer im
Übersetzungsprozess verpflichtet, Änderungen hinzuzufügen oder entsprechend zu
interpretieren, damit der Empfänger den Inhalt und die Absicht des Autors, die er in den
Text gelegt hat, wirklich verstehen kann.
6
Das Ergebnis einer Translation ist eine Übersetzung. Eine gute Übersetzung erfordert
Kompetenzen und Erfahrung des Übersetzers. Um gut übersetzen zu können, sind
Sprachkenntnisse und Fähigkeiten nicht das Wichtigste, sondern der Übersetzer muss üben
und Kenntnisse haben.
3.2
Übersetzungsprozeduren
Es gibt viele Sprachwissenschaftler, die eine Vielzahl von Übersetzungsmethoden
erforschten und entwickelten. Sie kategorisierten diese unterschiedlich, z. B.
Übersetzungsverfahren von Kautz (2002), Übersetzungsprozeduren von Wilss (1977). Das
sind alles sehr große Arbeiten, die die Übersetzungswissenschaft aufgebaut haben. Aber
dieses Mal werde ich mich nur auf das von Vinay und Darbelnet beschriebener
Übersetzungsprozeduren konzentrieren.
Übersetzungsprozeduren sind Methoden, die von Übersetzern angewandt werden, wenn
sie eine Äquivalenz zum Zweck der Übertragung von Bedeutungselementen aus dem
Ausgangstext (AT) in den Zieltext (ZT) formulieren. Übersetzungsprozeduren
konzentrieren sich auf den semantischen und syntaktischen Bereich der Wörter oder der
Satzstruktur. Newmark stellte fest, dass die Fachliteratur, die die Linguistik perfekt auf
Übersetzungsverfahren überträgt, von Vinay und Darbelnet verfasst wurde. Vinay und
Darbelnet sind auch die Pioniere der Übersetzungsprozeduren. In den 1950er Jahren
stellten Jean Paul Vinay und Jean Darbelnet (1958/1972: 46f.) sieben Prozeduren der
Übersetzung vor, die in zwei Strategien unterteilt werden: wörtliche- und nichtwörtliche
Übersetzungsprozenduren.
Diese
sind
Emprunt
(Direktentlehnung),
Calque
(Lehnübersetzung), Traduction littérale (wortgetreue Übersetzung), Transposition
(Wortartwechsel), Modulation, Équivalence (Äquivalenz), Adaption.
7
Emprunt
wörtliche ÜP
Calque
Traduction littérale
Übersetzungsprozenduren
Transposition
Modulation
nichtwörtliche
ÜP
Äquivalenz
Adaptation
Übersetzungsprozeduren nach Vinay/Darbelnet (1958/1972: 46f.)
Wörtliche ÜP: Vinay und Darbelnet (1958/1972: 46) stellen fest, dass es aufgrund
struktureller und metalinguistischer Parallelen, die zwischen Sprachen auftreten, oft
möglich ist, Lücken (oder Lakunen) zwischen der AS und der ZS zu überwinden, indem
die ausgangssprachliche Information Stück für Stück in die ZS übertragen wird. Wenn der
Übersetzer in solchen Fällen eine Lücke in der ZS bemerkt, kann er entweder eine parallele
Kategorie oder ein paralleles Konzept verwenden, um die Bedeutung des Ausgangstextes
zu vermitteln.
Unwörtliche ÜP: Vinay und Darbelnet (1958/1972: 46) betonen, dass aufgrund der
strukturellen und metalinguistischen Unterschiede zwischen den Sprachen bestimmte
stilistische Effekte unerreichbar sind, ohne die Lexik oder die syntaktische Ordnung in der
ZS zu stören. In solchen Fällen müssen komplexere Methoden eingesetzt werden, um die
Bedeutung des Ausgangstextes zu vermitteln. Obwohl sie auf den ersten Blick recht
anspruchsvoll oder sogar ungewöhnlich erscheinen mögen, erlauben die unwörtliche ÜP
dem Übersetzer eine strenge Kontrolle über die Zuverlässigkeit seiner Bemühungen.
8
3.2.1
Emprunt (Direktenlehnung)
Nach Stolze (2008: 70) ist emprunt die Verwendung der gleichen Lexeme aus der AS in
der ZS, ohne den Inhalt oder die Grafik zu verändern. Es ist eine der am häufigsten
verwendeten Übersetzungstechniken. Tritt in der Regel auf, wenn ein bestimmtes Wort
nicht existiert oder es keinen äquivalenten Ausdruck in der ZS gibt. Sie wird auch
verwendet, um das Lokalitätsmerkmal eines Wortes zu bewahren, oder um zu vermeiden,
einige semiotische und kulturelle Aspekte des Wortes zu verlieren.
Nach Haugen (z. n. Siregar 2009: 73) gibt es einige Mưglichkeiten, die bei dieser
Prozedur auftreten kưnnen.
•
Entlehnung ohne Veränderung von Form und Bedeutung
z.B: computer, sashimi, usw.
•
Entlehnung mit Formänderung, aber ohne Bedeutungsänderung
z.B: (frz.) Bière – (vi.) bia, (frz.) cresson – (vi.) cải xoong
•
Entlehnung mit einem Teil des Ausdrucks ist einheimisch und ein anderer Teil ist
entlehnt
z.B: (frz.) grandpere – (en.) grandfather
3.2.2
Calque (Lehnübersetzung)
Calque kann als eine besondere Leiheform bezeichnet werden. Die entlehnten Wörter
werden aus der AS in die ZS durch eine Wort-für-Wort-Übersetzung übertragen, bei der
die Formen und die Bedeutung des Wortes gleich bleiben (vgl. Stolze 2008: 70).
z. B: (en.) developing country -> (de.) Entwicklungsland
(en.) full moon -> (de.) Vollmond
Calque fördert den Wortreichtum einer ZS, indem es die direkte Anwendung von
Fremdwörtern vermeidet. Die Lehnübersetzung kann semantisch genau ablaufen, aber die
Übersetzung wird nicht phonetisch identisch mit dem originalen Wort sein.
9
3.2.3
Traduction littérale (wortgetreue Übersetzung)
Eine wörtliche Übersetzung liegt vor, wenn die grammatikalischen Strukturen der AS in
entsprechende Strukturen der ZS umgesetzt werden, aber die Wưrter individuell übersetzt
werden (Newmark, 1988: 46). Aerdem betont er (1988: 69), dass eine wörtliche
Übersetzung von einer Wort-für-Wort-Übersetzung abgegrenzt werden sollte. Seiner
Meinung nach bedeutet die Wort-für-Wort-Übersetzung die Übertragung der Bedeutung
der Wörter der AS, dann wird die Grammatik und Wortfolge der AS in die ZS gệndert.
Während die wưrtliche Übersetzung versucht, die ähnlichsten Entsprechungen in der ZS
sowohl in Bezug auf die Bedeutung als auch auf die Wortreihenfolge zu erreichen. Diese
Prozedur ist erfolgreich, wenn das Wort in der AS und die Interpretation in der ZS
übereinstimmen, d.h. sie beziehen sich auf das gleiche Konzept.
z.B: (en.) I have bought the doll.
(de.) Ich habe die Puppe gekauft.
(de.) Wie viele Gäste werden kommen?
(en.)
3.2.4
How many guests will come?
Transposition
Transposition (Wortartwechsel) heißt „der Inhalt eines sprachlichen Zeichens der AS wird
bei der Übersetzung sinngetreu auf sprachliche Zeichen einer anderen Wortart in der ZS
übertragen“ (Stolze 2008: 71).
z.B: (e.)
There is no truth in his claim
Substantiv
(vi.)
Tun bố của anh ấy hồn tồn khơng đáng tin
Adjektiv
Wortart haben sich von Substantiven zu Adjektiven gewandelt, haben aber die gleiche
Bedeutung.
Es gibt zwei Möglichkeiten der Transposition, nämlich die obligatorische und die
optionale Transposition. Obligatorische Transposition liegt vor, wenn die ZS aufgrund des
10
Sprachsystems keine andere Möglichkeit hat. Der Übersetzer muss in diesem Fall einige
Änderungen an der Grammatik vornehmen, damit der Emfänger die Grammatik lesen und
akzeptieren kann. Aber die optionale Transposition ist die Entscheidung des Übersetzers,
und er kann sie verwenden, wenn es für die bessere Übersetzungsqualität nützlich ist.
Bausch (z. n. Stolze 2008: 71) hat sie in verschiedene Kategorien eingeteilt, entsprechend
unterschiedlichen Regeln.
•
Die Substitution ist das Ersetzen eines Zeichens aus der AS durch ein oder mehrere
Zeichen aus einer anderen Wortart in der ZS. In diesem Fall heißt es auch „totale
Substitution“ (BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 71)
z.B:
Er ist arbeitslos.
Adj.
Anh ấy đang thất nghiệp.
Verb
•
Das Chassé-croisé ist die gleichzeitige tolalen Substitution zweier Zeichen, das
quasi als doppelte totale Substitution gelten könnte. (BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 71).
Adj.
z.B:
Verb
Es ist unvermeidbar, das Haus abzureißen.
Việc phá dỡ ngơi nhà là điều hiển nhiên.
Subst.
•
Subst.
Die Dilution ist die Aufteilung des Inhalts eines Zeichens in der AS einer
bestimmten Wortart in mehrere Zeichen und gleichzeitig in mehrere Wortarten in der ZS
(BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 71).
z.B: Diese blonde Frau hat einen Hund.
Adj.
11
Cơ gái với mái tóc|vàng kia có một con chó.
Subst.
•
Adj.
Die Konzentration ist das Gegenteil von Dilution. Bei der Konzentration wird der
Gehalt von mehrerer Zeichen verschiedener Wortarten in der AS auf weniger Zeichen und
weniger Wortarten abgekürzt (BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 72).
z.B: Sở thích của tơi là chơi|bóng rổ.
Verb
Subst.
Basketballspielen ist mein Hobby.
Subst.
•
Die Amplifikation & die Explizitation sind die Erweiterung, um den Inhalt klarer
zu machen (BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 72).
z.B: Angela Merkel besuchte Vietnam.
Thủ tướng chính phủ Đức Angela Merkel đã đến thăm Việt Nam.
•
Die Ưkonomie & die Implizitation sind die Einfachung, um die unnưtige
Information zu lưschen. Die Ưkonomie & die Implizitation steht im Gegensatz zur
Amplifikation & Explizitation (BAUSCH, z. n. Stolze 2008: 72).
3.2.5
Modulation
Laut Newmark (1988b: 88) ist die Modulation die Variation durch Änderung des
Standpunkts, der Perspektiveund der Kategorie des Denkens. Eine Modulation kann in
Kontexten erforderlich sein, in denen eine wörtliche oder transponierte Übersetzung in der
ZS immer noch unidiomatisch oder umständlich ist, obwohl dies eine grammatikalisch
korrekte Ausdrucksweise ist. Man kann sie in feste Modulation und freie Modulation
unterscheiden.
12
•
Die feste Modulation wird als fertige Prozedur angesehen, die durch Konvention
festgelegt
und
häufig
in
zweisprachigen
Wörterbüchern
verwendet
wird
(Vinay/Darbelnet, z. n. Bayar 2007: 77).
z.B:
(e.)
The place where I was born is very beautiful.
(vi.) Cái nơi mà tôi sinh ra rất đẹp.
(de.) Der Soldat starb auf dem Schlachtfeld.
(vi.)
Người lính hi sinh ngoài chiến trường.
Das Wort „where“ im ersten Beispiel sollte ins Vietnamesische mit „nơi“ oder „chỗ“
übersetzt werden, aber die erforderliche Modulation ist in diesem Fall „mà“ (was im
Englischen "that" steht). Dasselbe gilt für den zweiten Fall, der nicht mit „chết“, sondern
mit „hi sinh“ übersetzt wird.
•
Die freie Modulation „ist praktisch, wenn das ZT eine wortgetreue Übersetzung
ablehnt“ (Vinay/Darbelnet, z. n. Bayar 2007: 77). Es tendiert zu einer einzigen Lösung.
z.B: (de.) Es ist einfach zu lesen.
(vi,) Nó khơng khó để đọc.
Die Unterscheidung zwischen feste und freie Modulation ist jedoch nicht immer eindeutig,
da sie in jedem Fall durch den weiteren sprachlichen Kontext festgelegt wird. Der
Unterschied zwischen den beiden liegt in dem Grad.
Vinay und Darbelnet (1995: 249) stellen fest, dass die Modulation auf der Ebene der
Botschaft in 10 Kategorien eingeteilt wird. Die folgenden Typen sind dafür:
•
Ersetzen des Konkreten durch das Abstrakte
•
Explikative Modulation (Ursache für Wirkung oder Mittel für Ergebnis)
•
Ein Teil für das Ganze
•
Ein Teil für einen anderen Teil
13
•
Umkehrung von Begriffen
•
Negation von Gegensätzen
•
Aktiv zu Passiv und umgekehrt
•
Raum für Zeit
•
Zwischenraum und Grenzen
•
Wechsel der Symbole
3.2.6
Äquivalenz
Vinay und Dalbernet (1995: 38f.) verwenden diesen Begriff, um die Fälle zu bezeichnen,
in denen Sprachen dieselbe Situation mit unterschiedlichen stilistischen oder strukturellen
Mitteln beschreiben. Äquivalent ist es oft möglich, dass der Übersetzer eine völlig andere
Struktur mit einer anderen Bedeutung als die des ausgangssprachlichen Textes verwendet,
solange sie in der kommunikativen Situation als angemessen angesehen wird, die
derjenigen des AT entspricht. Das Äquivalent unterscheidet sich von der Modulation
dadurch, dass es zur semantischen Ebene gehört, nicht zur lexikalischen Ebene. Es wird
häufig für die Übersetzung von Redewendungen, Sprichwörtern und der Onomatopöie von
Tierstimmen oder Menschenstimmen verwendet.
Das klassische Beispiel für Äquivalenz ist die Reaktion eines Amateurs, der sich
versehentlich mit dem Hammer auf den Finger schlägt. Wenn er ein Deutscher wäre, würde
sein Schmerzensschrei als autsch transkribiert werden, aber wenn er ein Engländer wäre,
würde der Ausdruck als ouch interpretiert werden. Bei bei einem Vietnamesen würde es
Ối gesagt. Ein weiterer auffälliger Fall von Äquivalenzen sind die Onomatopöien von
Tierstimmen, zum Beispiel:
14
Katze
Hund
Schwein
Frosch
de.
miau
wau wau
grunz
sum
e.
meow
woof woof
oink
bzzz
vi.
meo
gâu gâu
ụt ịt
vo ve
Động vật cũng “nói” ngoại ngữ của chúng (Hải Nguyễn 2016)
Solche Beispiele zeigen eine Besonderheit der Äquivalenz als Übersetzungsverfahren: Sie
bezieht sich praktisch immer auf die Gesamtheit einer Botschaft. Da sie zudem ein üppiges
Repertoire an Redewendungen, Sprichwörtern, Klischees etc. umfasst, ist sie in den
meisten Fällen fix.
z.B: (de.)
(vi.)
Bei Nacht sind alle Katzen grau.
Tắt đèn nhà ngói cũng như nhà tranh.
Dies erfordert ein tiefes Verständnis für beide Kulturen, nicht nur für die Sprache. Man
kann beide Sprachen fließend sprechen, aber wenn man das Idiom und die Kultur dahinter
nicht begreift, sind die Ergebnisse der Übersetzung schlecht. Eine wörtliche Übersetzung
ist eine nutzlose Übersetzung - man muss die Bedeutung hinter den Worten kennen. Die
Äquivalenz ist ein mächtiges Werkzeug im Dienste dieses Ziels, aber sie funktioniert nur,
wenn man ein grundlegendes, umfassendes Verständnis für den Prozess hat.
3.2.7
Adaptation
Die Adaption wird verwendet, wenn die Situationsart, auf die sich die Botschaft der AS
bezieht, in der Kultur der ZS nicht funktioniert. In solchen Fällen muss der Übersetzer eine
Situation neu erschaffen. Bei dieser Prozedure existiert die Situation, auf die sich die
Nachricht bezieht, in der ZS nicht und muss durch Bezugnahme auf eine neue Situation
geschaffen werden, die ein ganz ähnliches Konzept hat. (Vinay/Darbelnet 1995: 39f.) Die
15
Adaption kann als eine besondere Art der Äquivalenz beschrieben werden, eine situative
Äquivalenz.
Die Adaption ist eine sehr wichtige Übersetzungstechnik. Sie ist notwendig, wenn etwas,
das für eine Sprachkultur spezifisch ist, auf eine völlig andere Weise ausgedrückt wird, die
aber einer anderen Sprachkultur vertraut oder angemessen ist. Es handelt sich um eine
Verschiebung des kulturellen Umfelds. Diese Veränderungen müssen mit der Kultur des
Zieltextes in Einklang stehen, vorausgesetzt, dass die Bedeutung der AS nicht verstümmelt
oder verzerrt wird, da es das vorrangige Ziel sein muss. Der britische Wissenschaftler Peter
Newmark (1988: 81) definiert Adaption, übernommen von Vinay und Darbelnet, als „Die
Verwendung eines anerkannten Äquivalents zwischen zwei Situationen. Es ist ein Prozess
der kulturellen Äquivalenz“.
z.B: (vi.)
Cơ gái tuổi trăng trịn.
(de.) Ein 16 Jahre altes Mädchen.
In einem Mondzyklus sind die Tage in der Mitte des Zyklus, d.h. der 14. bis 16., besonders
der 16. Tag des Mondkalenders, die hellsten und schönsten Mondtage. Die Vietnamesen
nennen das Alter von 16 Jahren oft "das Alter des Vollmonds". Der Grund für diesen Ruf
ist, dass Kinder in diesem Lebensabschnitt die Entwicklung und allmähliche Verbesserung
des Körpers sowie des Mondes in ihrer schönsten Fülle haben, ihre Seelen sind unschuldig
wie der leuchtende Mond. Dies kann als die schönste Phase im Leben eines jeden
Menschen angesehen werden. Aber in Deutschland verwendet man nicht den
Mondkalender, deswegen wird dieser Vergleich Verwirrung stiften.
Adaptation ist besonders häufig bei der Übersetzung von Film- und Buchtiteln. Der Titel
eines Films oder eines Buches muss den Inhalt enthalten, gut sein, eine Emotion erzeugen,
muss einzigartig sein, nicht langweilig, muss außerdem Neugierde wecken, das Publikum
zum Genießen bringen. Dann ist die Adaption also äußerst geeignet.
16
z.B:
(zh.)
三生三世十里桃花
→ (vi.)
Tam sinh tam thế
→ (e.)
Eternal love
(e.)
→ (vie.)
Cinderella
Cô bé lọ lem
Die Berücksichtigung des kulturellen Elements hilft uns zu verstehen, dass der Übersetzer
nicht die einzige Person ist, die am Übersetzungsprozess beteiligt ist. Eugene Nida hat
festgestellt, dass „Sprache ein Teil der Kultur ist, und zwar der komplexeste Satz von
Gewohnheiten, den jede Kultur aufweist. Die Sprache spiegelt die Kultur wider,
ermöglicht den Zugang zur Kultur und stellt in vielerlei Hinsicht ein Modell der Kultur
dar.“ In vielen Fällen ist es unmöglich, einen Text zu übersetzen, ohne eine Adaption
vorzunehmen, da eine wörtliche Übersetzung der Nachricht zu einem Verlust der gesamten
oder eines Teils der Bedeutung für das Zielpublikum führen würde. Es ist wichtig zu
wissen, wann man eine Nachricht adaptieren muss, wenn ein Ausdruck für eine bestimmte
Situation eine angemessenere Entsprechung haben könnte.
Ein literarischer Text verwendet häufig ausdrucksstarke Lexik, die vom Autor absichtlich
gewählt wird, um einen besonderen Eindruck zu erzeugen und eine besondere Wirkung
auf den Leser zu haben. Um sie zu übersetzen, sollte der Übersetzer also versuchen,
analoge formale Übersetzungsmethoden zu finden, die beim Leser die gleichen
Assoziationen hervorrufen. Bei den verschiedenen Übersetzungsprozeduren, die im
Rahmen der Übersetzungsmethode für literarische Texte zur Verfügung stehen,
konzentriert sich meine Arbeit auf die wörtlichen Prozeduren. Diese Prozeduren sind von
besonderem Belang, da sie darauf abzielen, beim Leser analoge Wirkungen mit denen des
Originals in Bezug auf die kulturelle Dimension der expressiven Lexik erzielen.
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3.3
Märchen
Wahrig (2002) definiert Märchen als „im Volk überlieferte Erzählung, in der
übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen und meist am
Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden“. Märchen sind wichtig, weil sie
die Phantasie anregen. Sie geben den Menschen ein Ventil, um Dinge in ihren Köpfen zu
erleben, bevor sie sie in der realen Welt erleben. In einem Märchen kann alles passieren
und jede Art von Kreatur kann existieren. und wenn alles geschehen kann, können
Menschen Lösungen für Probleme im tatsächlichen Leben finden. Durch Fantasie lernt
man etwas über die Welt. „Obwohl Märchen eine übernatürliche Welt mit wunderbaren,
magischen und mythischen Aspekten darstellen, enthalten sie in ihrer tieferen Symbolik
doch auch ganz durchschnittliche und normale Menschheitswerte.“ (Mieder 1986)
Märchen müssen nicht aufgeschrieben werden, um legitim zu sein. Sie finden sich in
mündlicher Volkserzählung und in literarischer Form. Literarische Märchen sind im Laufe
der Jahrhunderte auf der ganzen Welt zu finden, und als Volkskundler sie sammelten,
fanden sie Märchen in jeder Kultur. Anders als Legenden und Epen haben sie meist keinen
konkreten Zeitbezug, sondern handeln von "Es war einmal".
Märchen werden in 2 Kategorien unterteilt, nämlich Kunstmärchen und Volksmärchen.
Beide Typen haben gemeinsame Merkmale von Märchen, zeichnen sich aber durch
folgende Unterschiede aus
•
Kunstmärchen sind Geschichten, die von einer Person selbst erschaffen wurden,
aus Inhalt, Details und Charakteren. Oft kennen wir den Autors. Typischerweise die
Märchen von Hans Christian Andersen (vgl. Sabine Lutkat 2015: 13ff).
•
Volksmärchen „wurden mündlich überliefert, wurden immer wieder erzählt. Wir
wissen nicht, wann sie entstanden sind, wir wissen lediglich, wann sie niedergeschrieben
worden sind.“ (Sabine Lutkat 2015: 13ff). Die Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ der
Brüder Grimm ist ein klassisches Beispiel für Volksmärchen.
18
3.4
Einige probleme bei der Übersetzung von Märchen
Nach Kautz (2002: 119) „treten die Übersetzungsprobleme immer dann auf, wenn wir
Einheiten des Ausgangstextes nicht quasi automatisch durch 1:1-Umkodierung in der ZS
wiedergeben können, sondern lexikalische, grammatische, funktionalstilistische, ja sogar
semantische Veränderungen vornehmen müssen.“Bei der Übersetzung von literarischen
Werken, einschließlich Märchen, entweder aus dem Deutschen ins Vietnamesische oder
aus einer anderen Sprache, gibt es die zwei grundlegenden häufigsten Probleme:
Linguistisch và Kulturell
Zuerst sind die linguistischen Probleme, da Vietnamesisch und Deutsch im Prinzip zwei
völlig verschiedene Sprachen sind, so dass die Unterschiede deutlich zu erkennen sind.
Typischerweise muss das deutsche Verb, wenn es in einem Satz verwendet wird, nach dem
Subjekt aufgeteilt werden, die vietnamesische Sprache hat keine Konjugation.
Typischerweise können Substantive im Deutschen aus vielen verschiedenen Wortarten zu
einem neuen Substantiv mit komplexen Bedeutungen und manchmal bis zu 50, 60 Wörtern
oder mehr zusammengesetzt werden. Im Vietnamesischen gibt es diese Komposition von
Substantiven nicht. Besonders die Pronomen sind im Vietnamesischen sehr reichhaltig und
im Deutschen relativ einfach. Nur ein Wort "du" kann im Vietnamesischen viele
verschiedene Wörter übersetzen. Die Zielgruppe von Märchen sind hauptsächlich Kinder.
Daher muss die verwendete Sprache, auch in der Übersetzung, einen leicht verständlichen
Charakter haben.
Das nächste sind die kulturellen Probleme. Übersetzer können von vielen Faktoren
beeinflusst werden, und die Kultur ist einer der wichtigsten. Märchen haben ihren
Ursprung in mündlichen Volkserzählungen, daher muss die Übersetzung von
Volksmärchen die kulturelle Identität reflektieren. Sie erfordert mehr Aufmerksamkeit,
denn sie ist viel schwieriger, als nur von einer Sprache in eine andere zu übertragen. Jede
Sprache beschreibt die Welt auf eine unterschiedliche Weise und hat ihre eigenen
kulturspezifischen Merkmale. Wenn die Kulturen sehr voneinander abweichen, ist es oft
schwierig, gleichwertige lexikalische Elemente zu finden. Die Brüder Grimm schreiben
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die Märchen nicht selbst, sondern sammeln sie. Durch die mündliche Überlieferung haben
sich die Volksmärchen im Laufe der Zeit verändert, und sie weisen die traditionelle
Gestaltung der europäischen Märchen ebenso wie die europäische Kultur auf.
Das Ziel jeder Märchenlektüre ist es, das sinnliche Denken als eine grundlegende
menschliche Fähigkeit im genauesten Sinne des Wortes zu wecken und zu stärken (Ottilie
Dinges 1986: 27). Sprachlich gibt es in den Märchen der Brüder Grimm viele rhetorische
Mittel wie Redewendungen, Symbole, Metaphern, usw. Außerdem diese Märchen schon
sehr lange existieren, so dass es viele Details und Wörter geben wird, die schwer zu
verstehen sind oder für die heutige Kultur und die vietnamesischen Kultur nicht mehr
relevant sind. Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Vietnam sowie die
Ausrichtung auf das Zielpublikum, hier die Kinder, stellen die Übersetzer vor große
Herausforderungen.
3.5
Kulturspezifische Elemente
Viele Menschen sind der Meinung, dass Kultur und Übersetzung nichts miteinander zu tun
haben und sich nicht gegenseitig beeinflussen. Die Realität hat jedoch eine enge Beziehung
zwischen diesen beiden Begriffen bewiesen. Kultur kann sich durch Übersetzung
deutlicher ausdrücken, wenn sie in Beziehung zu anderen Kulturen gesetzt wird. Dies wird
durch kulturelle Übersetzungen demonstriert. Im Gegensatz dazu kann eine Übersetzung,
wenn sie keine Kultur enthält, nicht den gesamten Inhalt vermitteln, den der Autor dem
Leser zukommen lässt.
Es ist schwierig, kulturspezifischer Elemente zu identifizieren, Franco Aixelá drückte es
mal so aus „One of the main problems in the study of SCIs lies in their very definition. The
main difficulty of the definition is the fact that in a language everything is a cultural sign,
starting with language itself.” (1995:113). Viele Wissenschaftler haben dieses Thema
unterschiedlich definiert. Koller bezeichnet kulturspezifische Elemente als „Ausdrücke
und Namen für Sachverhalte politischer, institutioneller, soziokultureller, geographischer
Art, die spezifisch sind für bestimmte Länder“ (2004: 232), während Markstein eine
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