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edling, volkswirtschaftslehre, schnell erfasst (2010)

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Wirtschaft - schnell erfasst
Herbert Edling
Volkswirtschaftslehre
Schnell erfasst
Dritte, aktualisierte und erweiterte Auflage
~
Springer
Reihenherausgeber
Dr. iur.
Detlef
Kröger
Prof. Dr. Peter
Schuster
Autor
Professor Dr. Herbert Edling
Fachhochschule
Osnabrück
Caprivistraße 30 a
490760snabrück

Redaktion
Claas
Hanken
Graphiken
Dirk Hoffmann
ISSN 1861
-7719
ISBN 978-3-642
-14327-4
e-ISBN
978


-3-642-14328-1
DOIIO
.I007 /978-3-642-14328-1
Springer Heidelberg Dordrecht
London
New
York
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Einbanden
twurf
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Vorwort
In der nunmehr vorliegenden 3. Auflage wurden wiederum alle Abbildungen mit Verwendung
von statistischen Daten
auf
den neuesten Stand gebracht. Im Fließtext wurde an den relevan-
ten Stellen auf die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskri se
und der »Euro-Krise« Bezug genommen. Ansonsten wurde die bewährte Grundstruktur des
Buches beibehalten.
Für wertvolle Hinwei se danke ich wieder aufmerksamen Lesern . Wesentliche Unterstützung
habe ich von Frau Ina Riesen erfahren, die einzelne Abbildungen neu gestaltete und das erfor-
derliche Datenmaterial hierzu aktualisierte.
Münster/Osnabrück, im Juni 2010
I-lerbert Edling
Vorwort der ersten Auflage
In den Medien nehmen ökonomische Themen oder Problemstellungen mit wirtschaftlichem
Hintergrund einen immer größeren Raum ein. Gegebenheiten wie die Regulierung des Strom-
und Arbeitsmarkte s, die Entwicklung des Ölpreises, die Diskussion um die Notwendigkeit des
Stabilitäts- und Wachstumspaktes innerhalb der Europäischen Union , die Ausgestaltung des
Steuersystems sowie die dive rsen Maßn ahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit haben
zahlreiche Berührungspunkte zum täglichen Leben . Grundkenntnisse über die Funktionsweise
einer Marktwirtschaft und die Rolle des Staates innerhalb der Wirtschaft werden daher immer
wicht iger.
Dieses Lehrbuch bietet eine Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Es basiert auf langjähri-
ger Lehrerfahrung des Verfassers an Fachhochschulen,
Beruf
sakademien und Weiterbil-
dungseinrichtungen. Es soll dem Leser helfen , sich
auf
dem Gebiet der Volkswirtschaftlehre

zurechtzufinden und ihm die Möglichkeit bieten , volkswirtschaftliche Zusammenhänge zu
verstehen und zu hinterfragen .
Der Inhalt des Buches orientiert sich an den
Anfo
rderungen, die an Studierende der Wirt-
schaftswissenschaften im Bachelorstudienprogramm an Universitäten , Fachhochschulen und
Berufsakademien zu stellen sind . Die in dem Buch behandelten Themen können mit einer
zwei- bis dreisemestrigen, vierstündigen Lehrveranstaltung pro Woche und einem Selbststu-
dium in gleichem zeitlichen Umfang vermittelt und erfasst werden .
Das Buch wendet sich auch an Studierende mit Volkswirtschaftslehre als Teilfach. an Stu-
dierende in Weiterbildungsstudiengängen mit wirtschaftswissenschartlichem Bezug sowie an
Abiturienten mit besonderem Interesse an Volkswirtschaftslehre.
Die Gliederung des Stoffes folgt bewährten Grund sätzen und besteht aus drei Teilen. In den
Grundlagen werden zentrale Begriffe der Volkswirt schaftslehre erläutert und ausführlich die
Rolle des Staates innerhalb der Wirtschaft thematisiert. Im zweiten und dritten Teil werden
die Mikroökonomie und Makroökonomie behandelt. Hierbei wird neben der Vermittlung
wirtschaftstheoretischer Grundlagen besonderer Wert auf wirtschaftspolitische Aspekte ge-
legt. Aus Platzg ründen können verteilungs-, umwelt- und sozialpolitische Themen sowie in-
ternationale Fragestellungen leider nur am Rande erwähnt werden .
Bei der Vermittlung der Inhalte wurde weitestgehend
auf
formal-mathematische Darstellun-
gen verzichtet. Dafür stehen verbale und grafische Erläuterungen im Vordergrund. Die Mar-
ginalien am Rande des Fließtextes sollen die Arbeit mit dem Buch zum Zwecke der Stoffwie-
derholung und des Selbststudiums erleichtern. Um ein vertieftes Studium zu ermöglichen,
finden sich am Ende der jeweiligen Kapitel Hinweise auf weiterführende Literatur.
VIII Vorwort der ersten Auflage
Für zahlreiche Anregungen und Hinweise danke ich vielen Studierenden sowie meinem Kol-
legen Herrn
Dauschek

. Mein besonderer Dank gilt Frau Wilms, die mit großer
Geduld
und
S
orgf
alt die
Abbildung
en
angef
ertigt
hat. Mein e
Achtun
g g
ebührt
vor allem meiner Frau
Sandra, die in dieser Zeit etwas Besonderes geleistet hat.
Münster/Osnabrück, im November 2005
Herbert Edling
Inhalt
Einführung
in die Volkswirtschaftslehre
• Wissenschaftliche
Einordnung·
Wissenschaft stheoretische Gr undlagen ·
Volkswirtschaftliche Grundbeg
riffe·
Wirtschaftso
rdnungen·
Der
Staat

in
der
Wirtschaft
• Die I-Iauptfunktionen des Staates> Der Haushalt - Staatsquoten: Indikatoren
staatlicher Aktivität? •
35
Mikroökonomie - Theoretische
Grundlagen
1 77
• Der Markt - Marktpreisbildung bei vollkommener Konkurrenz > Ein Blick
hinter die Nachfrage- und Angebot skur ve •
Mikroökonomie - Theoretische
Grundlagen
11
135
• Das
Monopol>
Die Monopolistische Konkurren

Das Oligopol > Markt-
preisbildung auf dem Arbeitsmar
kt·
Angewandte Mikroökonomie 163
• Wettbewerbspolitik • Staatliche Eingriffe in die Marktp reisbildung •
Makroökonomie - Volkswirtschaftliches Rechnungswesen 197
• Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung • Die Zahlungsbilanz>
Makroökonomie - Theoretische
Grundlagen
231
• Das Preisniveau- Einkomm ens-Diagramm • Alternative Stabilitätskon zeptio-

nen •
Makroökonomie - Ziele
der
Wirtschaftspolitik 267
• Gru ndbegr iff

Der Zielkatalog • Stetiges und angem essenes Wirtschafts -
wachs tum • Hoher Beschäfti
gung
sstand • Stabilität des Preisnive
aus·
Außen-
wirtschaftliches Gleichg e
wicht·
Makroökonomie - Ausgewählte Politikbereiche 333
• Finanzpolitik als Stabilisierungspo litik • Geldpolitik • Politik für Wachstum
und Beschäftigu
ng·
Literatur
zur
Vertiefung 443
Register 445
Einführung in die
Volkswirtschaftslehre
l.
W issenschaftliche Einordnung 2
2. W issenschaftstheoretische G r undlage n
5
3.
Volks

wir
tsc ha ftlic he G rundbegriffe 11
3.1 Der Wirtschaftspro zess als Kreislauf
11
3.2 Das Knappheitsproblem 14
3.3
Die Produktio
nsf
aktoren 15
3.4
Allokatio n der Ressourcen 16
3.5
Produktionsmöglichkeitskurve und Opportunitätskosten 17
3.6
Grenzkosten und Grenznutzen 20
3.7
Arbeitsteilung und komparative Kostenvorteile 21
4.
Wirt
sch
aft
sordnun
gen 24
4
.1
Zentralverwaltungswirtschaft versus Marktwirtsc haft 24
4.2
Die Soziale Marktwirtschaft 29
5.
W iederh olun gsfragen 34

2
Volkswirtschafts-
lehre
Betriebswirtschafts-
lehre
Mikroökonomie
Makroökonomie
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Lernziele dieses Kapitels
Die Studie renden sollen nach der Lektüre dieses Kapitels
das Fach Volkswirtschaftslehre innerhalb der Geistes
wiss
en-
schaften einordnen und inhaltlich bestimmen können.
volkswi rtschaftlic he Mod ellb ildung anhand der Kreis laufana-
lyse und der Produktionsmöglichkeitskur ve nach voll ziehen
können.
volkswirtschaftl iche Grundbegr iffe und -probl eme kennen
sowie richtig anwenden und einschätzen k
önne
n.
die wesentlichen Merkmale eine r Ze ntra lverwaltungswirt-
schaft und einer Marktwirtscha ft sowie die Besonderhei ten
einer sozialen Marktwi rtschaft kennen .
die Funktionen des Preismechanismus verstehen.
1. Wissenschaftliche Einordnung
Die
Volk
swirtschaft slehre bildet zus
amme

n mit der
Betr
ieb swi rt-
schafts lehre die Wirtschaftswissenschaften , die Tei l der Geisteswissen-
schaften sind.
In der Betriebswirtschaftsleh re liegt der Schwerpunkt
der Betrachtun g beim einzelnen Betrieb und hier z.B. auf Fragen der
Beschaffung, der Produ ktion, der Finan zierung sow ie Market ing und
Management. Die Vol ksw irtschaftsle hre unte rsucht dagegen vorwie-
gend gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge. Prakt isch kommen beide
nicht ohne einander aus.
Die größten Gemeinsamk eiten besteh en in der sog. Mik roök onomie .
Als ein Teil der Volk swirtscha ftslehre beschäftigt sie sich mit den An-
gebots- und Nac
hf
rageentschei dunge n einzelner Haushalte und Unter-
nehm en sowie dem Zusammenwirke n dieser Wirtscha ftseinh eiten auf
den einzel nen Märkten, wie z.B. dem Ölmar kt oder dem Büchermarkt.
Im Gegensatz dazu steht die Makroökonomie, die das Zusammenspiel
der Einze lwirtschafte n mit den Konse quenzen auf gesamtwirtschaftli-
che Größen wie Wachstum , Beschäftigung und das Preisniveau
in den
V
orde
rgru nd stellt. Mikro- und Makr
oök
ono mie sind na
tür
lich eng
mitein ander verbunden.

Einführung in die Volkswirtschaftslehre 3
Wirtschaftswissenschaften
Volkswirtschaftslehre
I
Betriebswirtschaft slehre
I
Finanz-
politik
Finanzwissenschaften
I
Finanz-
theorie
I
Spezielle
Wirtschafts-
politik
Wirtschaftspolitik
I
I
Allgemeine
Wirtschafts-
politik
Wirtschaftstheorie
I I
Mikro- Makro-
ökonomie ökonomie
Abb. A.
l.
Wirtschaftswissenscha ftliche Disziplinen
Ne ben der Volkswirtschaftstheor ie beinhaltet das Studium der Volks-

wirtschaftslehre noch die Wirtschaftspolitik und Finanzw issen schaft.
Während die Aufgabe der Wirtsc haftsth eorie darin besteht, wirtschaft-
liche Zusammenhänge zu erklären,
»Gese tzmäßigkeiten« zu erforschen
und Kausalzusammenhänge (Ursache-Wirkungs-Beziehungen) herzu-
stellen, geht es in der Wirtschaftspolitik um den zielgerichteten Einsatz
bestimmter Mitte l, um Zielvorstellungen mit der tatsächlichen Lage in
Übereinstimmung zu bringen . Da hierbei die von der Theorie entwi-
ckelt en Kausa lgeset zlichk eiten gen utzt werden , entspricht Wirtschafts-
politik angewandter Wirtschaftstheorie. Die Ursache-Wirkungs-Bezie-
hunge n der Theorie werden in der Politikumsetzung zu Mitte l-Ziel-Be-
ziehungen.
Innerhalb der Wirt schaftstheorie und -politik wird
je
nach Frage stel-
lung noch zwischen speziellen Bereichen wie z.B. Geldtheorie und
-politik, Wachstumstheorie und -politik usw. unterschieden.
Wäh rend die Volk swirt schafts lehre im Allgemeinen eine vergleichs-
weise
junge
Wissenschaftsdisziplin ist - ihre »Geburtsstunde« liegt
ungefähr in der zwe iten Hälfte des 18. Jahrhundert s - ist die Finanz-
wissenschaft eine der ältesten Wissenschaftsdiszipl inen . Gegenstand
der Finanzwissenschaft ist die Ana lyse der ökonomischen Akt ivitäten
des Staates sowe it diese im Haushalt zum Ausdruck kommen (Finan z-
theorie) und die Bestimmung des zielgerichteten Einsatzes staatlicher
Einnahmen und Ausgaben zur Beeinflussu ng des Marktprozesses und
makroökonomischer Größen wie z.B. das Wachstum und die Beschä f-
tigung (Finanzpolitik).
Die Volkswirtschaftslehre steht in enger Beziehung zu anderen Wis-

senschaften wie der Philosophie und der Geschichte. Die wechselseiti-
gen Beziehungen zwischen dem ökonomischen und politischen Be-
Wirtschaftstheorie
Wirtschaftspo litik
Finanzwissenschaft
Beziehung zu anderen
Wissenschaften
4
Neue Politische
Ökonomie
Institutionen-
ökonomie
Neuroökonomie
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
reich stehen in der Forschungsrichtung »Neue Politische Öko nom ie
(NPÖ)« im Vordergrund. Die Ökonomische Theorie der Politik als ein
wese ntliche r Bestandteil der NPÖ zeichnet sich dabei durch die in-
strumentelle Anwen dung des ökonomis chen Verhaltensmodells zur
Analyse des politischen Prozesses aus.
Die Bedeutung von Institutionen für die wirtschaftliche Entwick lung
kommt in der
ju
ngen Forschungseinrichtung »Institutionenökonomie«
zum Ausdruck. Institutionen sind allgemein bekannte Regeln mit deren
Hilfe sich wiederholende Interaktio nen strukturiert werden und die
einen Mechanismus enthalten, der bei Regelverstoß eine Sanktion bzw.
Sanktionsdrohung bewirkt. Vertreter dieser Forschungsrichtung gehen
davon aus, dass die Prognosen über menschliches Verhalten deutl ich
verbessert werden könnten, wenn Institut ionen wie z.B. Gewohnhei-
ten, Traditionen, ethische Regeln, Wahlmechanismen, Entlohnungssys-

teme in einem Unternehmen oder die Ausgestaltung der Eigentums-
rechte in einer Gesellschaft vollständiger als bisher in Rechnun g ge-
stellt werden.
Medizi n und Wirtschaft verschmelzen in den letzten Jahren zu einer
neueren Forschungseinrichtung, der Neuroökonomie. Anstoß hierfür ist
- wie übrigens auch für die Institut ionenökonomie - die Unzufrieden-
heit mit dem Menschenbild des »horno oeconomicus«, den die ökono-
mische Theorie einfachheitshalber unterstellt (siehe Abschnitt 2).
Eine enge Beziehung besteht auch zwischen Volkswirtschaftslehre und
Recht. Rechtsvorschriften mit Verfass ungsrang grenzen beispielsweise
das Recht zur staatlichen Neuve rschuldung ein und wirken auf diese
Weise indirekt auf die Höhe des Zinssatzes und die Investitionstätig-
keit von Unternehmen. Rechtliche Regelungen in Form von Ge- und
Verboten (z.B. das Gebot zur Zahlung von Mindestlöhnen) dominieren
immer noch die staatlichen Eingriffnahmen in den Marktprozess.
Psychologie und Soziologie beschäftigen sich mit dem Menschen und
seinem Verh alte n. Auch in der Volkswirtsch aftsle hre stehen der
Mensch und sein Verhalten im Mittelpunkt des Interesses. Beispiels-
weise ist das Handeln der Akteure an den Aktienmärkten vielfach ohne
Psychologie nicht zu verstehen.
Mathematik und Statistik sowie Ökonom etrie sind für die Volkswirt-
schaftslehre Hilfswisse nschaften . Die Ökono metr ie vereint Ansätze aus
der mathematischen Statistik, der Mathematik und der Wirtschaftstheo-
rie, um empirische Forschung innerhalb der Volksw irtschaft zu ermög-
lichen.
Einf ührung in die Volkswirtschaftslehre
2. Wissenschaftstheoretische
Grundlagen
Die Art und Wei se, wie die volkswirts chaft liche Fors chung ihre Er-
kenntni sse gew innt, kann stark verei

nf
acht anhand der Abb. A.2 erläu-
tert werden . Ausgehend von Beobachtungen der Realität werden The o-
rien zur Erklärung und Prog nose ökonom ischer Sachverhalte in Form
von Modellen formuliert.
Das Denk en in Modellen ist ein wesentliches Merkmal der Volkswirt-
schafts lehre. Ihre Verwendu ng ist angesichts der Kompl exität der Rea-
lität unabdin
gba
r. Nur so lassen sich konkrete Ergebnisse ableiten und
G
edan
kenexp erimente, etwa über die Wirkung wirtschaftspol itischer
Maßnahmen, durch führen.
Modelle stellen
Vereinf
achu ngen der Wirklichkeit dar und nicht die
Realität. Modell und Realität unterscheiden sich durch die Abstraktion.
Die Art der Abstraktion ergibt sich aus dem
Zweck
der Erk lärung . Ab-
strakti on bedeutet allgemein die Vernachlässig ung von Sac hve rhalten,
die für den
Zwec
k der Erklär ung als nicht wesentlich ang
enomm
en
werden können.
Ein Modell ist dahe r von Natur aus »unreal istisch« und seine »Richtig-
keit« kann nicht von seiner »Realitätsnäh e« abhängig gemach t werden.

Viel
mehr
kom mt es dar
auf
an, ob man mit Hilfe der Theorie die Zu-
sammenhänge in der Welt erkl ären und richt ig vorhersagen kann. Bei-
spiele für Modelle sind das Krei slaufdiagramm und die Produktions-
möglichkeitskurve (siehe Abschnitt 3 in diesem Kapitel), wie übrigens
alle anderen in diesem Buch behandelten Themen auf modelltheoreti-
schen Überlegungen beruhen.
Revision
Ja: Prüfung der Hypothesen
Abb. A.2.
Volks
wirtschaftliche Forschung
Modelle als Ver-
einfachungen der
Wirklichkeit
5
6
Definitonen,
Annahmen und
Folgerungen.
homo oeconomicus
animal spirits
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Modelle bestehen aus einem System von Aussagen, die in hierarchi-
scher Folge logisch voneinander abgeleitet sind. Die am Ausgan gs-
punkt stehenden Aussagen werden als Definitionen, Hypothesen bzw.
Annahmen bezeichnet, die abgeleiteten Folgesätze als Folgerungen.

Um überhaupt gehaltvoll e Folgerungen ableiten zu könn en, b
eda
rf es
Annahmen bzw. Verhal tenshypo thesen. die so ei
nf
ach wie möglich
sind und dennoch den für den
jewe
iligen Untersuchungsgegenstand
wese ntlichen Tei l der Wirklichkeit hinreichend gut wiedergeben. Von
besonderer Bedeutung sind die Verhaltensh ypothesen. die Aussagen zu
mens chl ichen Verhaltensweisen in ökonomischen Zusammenhänge n
machen.
Mit Blick auf das menschliche Verh alten im Allgemeinen gehen die
Ökonomen von dem Menschenbild des »homo oecono micus« aus. Ihm
unterstellt die öko nomi sche Theorie, dass er stets rationa l kalkuliert,
entsche idet und eige nnutz orient iert handelt sowie seinen Nutzen auch
kurzf
ristig immer zu maxim ieren trachtet. Im Allgemeinen wird ratio-
nales Handeln als bewusste, zielorientierte Wahl zwischen Alternativen
definiert. Dadurch, dass Menschen Fehler machen, wird die Annahme
des rational en Verhalt ens nicht in Frage gestellt. Es wird angenommen,
dass die Individu en das tun, von dem sie ann ehmen, dass es ihre Le-
benslage verbessert. Es wird jedo ch nicht unterstellt, dass ihnen dies
stets gelingt.
Die Vorstellung, dass der Mensch durchwegs rational handelt, kam vor
allem im Zuge der letzten Weltwirtschaftskrise in den Fokus der Kritik.
Tatsächlich fällt es immer me hr Ökonomen schwer, angesichts der
Übertreibungen an den Immobilien- und Kapitalmärkten an ein rationa-
les Verhalten der Wirtschaft ssub

jekte
zu glauben. Vielmehr spricht
vieles dafür, dass die Marktakteure in Anlehnung an Keynes, einem der
führenden Ökonomen des letzten Jahrhunderts, von »Anima l Spirits« -
also gewiss ermaßen von Urinstikten - geleitet werden. Die unte rstellte
Eige nnutzorientierung wird , vor allem ausgelöst durc h die neuesten
Forschungsergebni se der Neuroökonomie, hinterfragt.
Einf ührung in die Volkswirtschaftslehre
»horno oeconomlcus« versus »horno soclolocus«
In ökonomischen Entscheidungssituationen, so die Annahme in der
traditionellen Ökonomie, handeln wir stets rational, eigennützig und
haben immer und ausschließlich unseren eigenen Vorteil im Sinn.
Einem Roboter gleich , wägt der »homo oeconomicus« bei
jeder
Ent-
scheidung klar, kühl und vernünftig Vor- und Nachteile ab. Morali-
sche Bedenken, Skrupel oder Fairness-Gedanken sind einem solchen
Akteur vollkommen fremd - wenn er einen Vorteil auf Kosten ande-
rer erlangen kann, dann tut er das.
Mit den Aufkommen der neuroökonomischen Forschung wird dieses
Menschenbild in den letzten Jahren zunehmend auch von den Wirt-
schaftswiss enschaftlern hinterfragt. Tatsächlich zeigen die Ergeb-
nisse dieser experimentelle n Forschung, dass individuelles Handeln
stark von Fairness, Ethik, Gerechtigkeitsempfinden und Gefühlen
gele itet wird. Wir irren uns häufig, sind leicht zu beeinflussen und
treffen oft objektiv falsche Entscheidungen. Wir entscheiden auf der
Basis schwammiger Faustrege ln, überschätzen unsere Fähigkeiten,
werden aus Verlustangst träge, hängen am Status quo und oft fehlt es
uns an Selbstkontrolle. Unzwei felhaft nachw eisbar orientieren sich
die Menschen offensichtlich stärker daran, wie sich ihre eigene Situa-

tion im Vergleich zu den anderen entwickelt. Beispielsweise zeigen
umfass ende Studien, dass für das Wohlb efind en der Mitarbeiter in
einem Unternehmen nicht nur die Höhe des eigenen Gehalts ent-
scheidend ist - wie das beim homo oeconom icus der Fall ist - , son-
dern auch die Lohnstruktur des Unternehmens.
In einer anderen Studie wurde deutlich, dass eine Belohnung nicht
nur wegen ihres Geldwerts gesc hätzt wurde, sondern weil sie etwas
darüber aus sagt, welche Wertschätzung einem entgegengebracht
wird. Dabei kommt es jedoch sehr darauf an, wie man im Vergleich
zu anderen dasteht. Deshalb freut man sich über eine Belohnung be-
sonders dann, wenn diese großzügiger ausfallt als bei anderen. Mit
anderen Worten, in vielen Fällen lässt sich der Mensch als soziales
Wesen auch durch Fairness motivieren.
Welche Konsequenzen dieses realistischere Verständn is der mensch-
lichen Moti vation und die bessere Progno sefähigkeit des menschli-
chen Handels für die Zukunft haben, ist
je
doch noch völlig offen.
Noch steckt die Neuroökonomie in den Kinderschuh en, als dass es
je
tzt schon möglich wäre, beisp ielsweise ein wirk lich als ge recht
em
pf
undenes Steuersystem zu entwickeln. Bekann t ist nur, dass im
Zusammenhang mit der Besteueru ng Referenzgrößen - wie die Steu-
erlast der anderen - wichti g sind und es hier eine Rolle spielt, ob
Kontrolle ausgeübt oder Vertrauen gewährt wird.
7
8
Ökonomisches

Prinzip
Minimalprinzip
Maximalprinzip
Definitionen
Ceterls-Parlbus-
Klausel
Einf ührung in die Volkswirtschafts lehre
Eine Modellannahme der traditionellen ökonomischen Theorie besagt
zudem, dass ein rat ional handelndes Wirtschaftssubj ekt immer das
ökonomische Prinzip befolgt.
Dem ökonomischen Prinzip zufolge gebietet rationa les Handeln ent-
weder ein vorgegebenes Ziel mit einem möglich st geringen MitteIe in-
satz zu erreichen (Minimalprinzip) oder mit den verfügbaren Mitteln
das bestmögliche Ergebni s zu erzielen (Maximalprinzip).
Andernf
alls
wird auf ein an sich besseres Ergebnis verzichtet, oder es werden Mit-
tel verschwendet. Logisch nicht mögl ich ist es, mit minima lem Mit-
telein satz das maximale Ergebnis anzustreben.
Mit diesem Prinzip werden jedoch nicht die Zie le inhaltlich bestimmt.
Es beschr eibt lediglich, w
iei
n der Wirtschaft eine rational e Handlung
durchgeführt wird, nicht dagegen, was mit dieser Handlungsweise an-
gestrebt werden soll. In der An wendung des Prinzips auf die Unter-
nehm en wird es j edoch meist mit Gewinnmaximierung und bei den
Haushalte n mit Nutze nmaximierung bei gegebenem Einkomme n
gleichgesetzt.
Ein weiteres modellbildendes Element sind Definitionen. Sie sind das
Handwerksze ug der GeisteswissenschaftI er. Das geme insame Ver-

ständnis über Be
gr
iffsinhalt e erleichtert die Kommunikation unter den
Forschern. Allerdings lassen sich allein dadurch keine Erkenntnisse
über wirtscha ftliche Zusammenhänge gewinn en. Definitionen können
im Gegensatz zu Hypothesen auch nicht überprüft werden. Sie sind
weder falsch noch richtig und besitzen keine Allgemeingült igkeit. Sie
geben lediglich vor, wie bestimmte Beg
rif
fe im Rahmen eines Modells
bzw. einer Untersuchung zu verstehen sind.
Wirken mehrere Variablen (z.B. Zukunftsängste) auf eine Größe (z.B.
die Ersparnisbildung) bzw. wird das Verhalten von Wirtschaftssubjek-
ten von mehreren Variablen bestimmt, lassen sich eind imen sion ale
Abhängigkeiten (beispielsweise: »die Höhe der Ersparnisbildung hängt
von der Einkommenshöhe ab«) nur unter der Annahme formulieren,
dass bis auf eine Eintlussgröße alle anderen Variablen gleich bleiben .
Um den Einfluss eines Kausalfaktors von mehreren isolieren zu kön-
nen, postuliert man in Modellen die Konstanz aller anderen Faktoren.
Dies bezeichn et man als »ceteris paribus-Klausel« (c.p.) : »unter sonst
gleichen Bedingungen«).
Die getroffenen Aussagen über die Kau salität zweier Größen (z.B.
Einkommen und Ersparnis ) gelten dann tat sächl ich nur unter der Be-
dingung , dass alle anderen Einflussfaktoren auf die abhängige Variable
(z.B. die Ersparnis) konstant sind . Welcher Einfl ussfaktor isoliert wer-
den soll , hängt letztlich von der vermu teten Relevanz und/oder vom
Erkenntnisinteresse ab.
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Werden innerhalb der Wirtschaftstheorie sich widersprechende Folge-
rungen gemacht, so kann dies mithin grundsätzlich drei Ursachen ha-

ben: (i) die Analyse enthält einen logischen Fehler, was eher selten
vorkommt, (ii) es wurden untersch iedliche Defin itionen verwandt (bei-
spielsweise für Investitionen, Nutzen oder die Geldmenge) oder (iii)
man ging von unterschiedlichen Annahmen bzw. Verhaltenshypothe-
sen aus (z.B. der Annahme der Umsatzmaximierung statt der Gewinn-
maximierung).
Ist eine Theorie aufgrund empirischer Untersuchungen abzulehnen, ist
eine Überprüfung der Hypothesen (Annahmen) erforderlich. Dies führt
dann zu einer Revision oder im Extremfall zur vollständ igen Verwer-
fung der Theorie. Wird eine bestimmte Theorie durch die emp irische
Überprüfung nicht abgelehnt, so kann sie als vorläufig gültig einge stuft
werden und als Grundlage von Prognosen wirtschaftspolitischer Ent-
scheidungen fung ieren.
Eine empirische Überprüfung ist grundsätzlich nur bei positiv en Aus-
sagen möglich, nicht
jedoch
bei normativen. Im Rahmen einer positi-
ven Analyse wird versucht zu erklären, wie etwas ist und warum etwas
so ist, wie es ist. Positive Aussagen sind beschreibend (z.B. 5,0
% der
Erwerb spersonen sind arbeitslos) und weitestgehend werturteil
sf
rei.
In der normat iven Analyse finden sich Aussagen darüber, was sein soll.
Ihre Aufgabe ist die
I-I
erleitung bestimmter Handlungsanweisungen.
um bestimmte Ziele zu erre ichen. Dabei kommen Fakten und Wertur-
teile zusammen (z.B. 5,0
% Arb eitslosigkeit sind zu hoch), weshalb

man sie allein mit statisti schen Daten nicht überprüfen kann. Mit nor-
mativen Aussagen wird somit immer die Gren ze zwischen Wissen-
schaft und Politik überschritten .
Modelle können sowohl verbal als auch grafisch oder mathem atisch
formuliert werden. Der Vorteil der verbalen Formulierungen liegt
darin, dass hierzu keinerlei Kenntnisse der Mathematik erforderlich
sind. Allerding s müssen bei der Deduktion von Theoremen die Gesetze
der Logik eingehalten werden , was schwieriger sein kann, als bei der
Verwendung der Mathematik. Ähnliches gilt für die grafische Darstel-
lung, die in der Regel von vornherein auf zwei Dimensionen be-
schränkt bleibt.
Beispi elsweise wird die Verhaltensh ypothese, wonach der Konsum
(C) der privaten Haushalte von deren verfübaren Einkommen (Yverf),
der Höhe des Zinssatze s (i) sowie deren Zukunftserwartungen (E) ab-
hängt, in formaler Schreibwei se wie folgt erfasst: C
= f(Yverr, i, E).
empirische Über-
prüfung
positive Analyse
normati ve Analyse
9
10 Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Y
ve
r
f.
C = 700 + 0,75Y
verf
(c.p.)
700

Konsum (C)
Abb. A.3. Graphische Darstellung einer Konsumfunktion in Abhängigkeit
des verfügbaren Einkommens
In grafischer Darstellung wird dann die Abhängigkeit des Konsum s
beispielswe ise allein vom verfügbaren Einkommen - also unte r der
ceteris paribus Bedingung - wie in Abbildung A.3. dargestellt. Hierbei
ist noch eine spezifischere, quant itative Verhaltensgleichung, wie folgt
unterstellt:
C = 700 + 0,75Y
ver
f . Demnach steigen die Konsumau sga-
ben mit dem verfügbaren Einkommen an und zwar so, dass von j eder
zusätzlichen Einkommenseinheit
75 Prozent konsumiert sowie 25 Pro-
zent ges part werden. Die
700 Geldeinheiten entsprechen einem Basis-
konsurn, der unabhängig vom verfügbaren Einkommen getätigt wird.
Einführung in die Volkswirtschafts lehre
3. Volkswirtschaftliche Grundbegriffe
3.1
Der Wirtschaftsprozess als Kreislauf
Das Kreislaufdiagramm ist eine modellhafte Darstellung des Zusam-
me nsp iels verschiedener Sektoren in einer Vo lkswirtschaft und ist
Grundlage für die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (siehe Kap.
»Makroökono
mie -
Volksw
irtschaftliches Rechnungswesen«). Die
Idee, den Wirtschaftsprozess als Krei sla
uf

zu interpretieren, geht
auf
den französischen Arzt Franco is Quesnay (1694-1774) zurück .
Ihre wesentlichen Elemente hat die moderne Kreislaufanalyse
lohn
Maynard Keynes (1883-1946) zu verda nken. Er wies den Weg zu einer
syste matischen, quantitativen Beschreibung der gesamtwirtschaftlichen
Kreislauf
zusamrnenhänge , die heute als Basis für die Diag nose der
Konj unktur und für die Wahl der wirtschaftspolitischen Maßnahmen
dienen .
Aus Vereinfachungsg ründen unterscheidet man üblicherweise in eine m
ersten Sch ritt zwei Sektoren, denen die einzel nen Wirtschaftssubjekte
zugeordnet sind : Haushalte und Unteernehmen.
Haushalte sind dadu rch gekennzeic hnet, dass sie Güter nachfragen und
Produktio nsfaktoren (wie z.B. Arbeit) anbieten. Unternehmen frage n
demgegenüber Produ ktionsfaktoren nach, erzeugen daraus Güter
(Wa
-
ren und Dienstleistungen) und biete n diese an.
Einkommen
Produktionsfaktoren
~




,
: +
I

Haushalte I
I
Unternehmen I
+ Güte r :
~





~
Konsumausga ben
realer Strom
monetärer Strom
Abb. A
.4.
Einfacher Kreislauf
In Abb . A.4 ist dieser einfache Kreis
lauf
einer geschlossenen Volks-
wirtschaft
ohne
Vermögensbildung und
ohne
Staat dargestellt. Die
Haushalte bieten den Unternehmen Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapi-
Kreislauf-
diagramm
Wirtschafts-
sektoren:

Haushalt
Unternehmen
11
12 Einführung in die Volkswirtschaftslehre
tal oder natürliche Ressourcen) an und bekommen im Gegenzug Ein-
kom men (Lohn, Zins, Miete, Pacht), welches sie vollständig kons u-
mieren. Damit ist sowohl der monetäre als auch der in entgegengesetz-
ter Richtung verlaufende reale Kreislauf geschlossen .
Eine erste Erwe iterung (sie he Abb. A.5) erfährt dieses einfache Kreis-
laufmodell - nun meh r nur unter Ber ücksichtigung
der
monetären
Strö me - we nn man Vermögensbildung zulässt, also unterstellt, dass
die Haushalte ihr Einkommen (Y) in Konsum (C) und Sparen (S) auf-
teilen und die Unternehmen einen Teil ihrer Gewinne (G) einbe halten .
Der nicht nachg
ef
ragte Teil der G üterproduktion, der im Verfügungs-
bereich der Unternehmen verbleibt, wird als Investition (I) bezeichnet.
Dabe i kann es sich sowohl um Kapitalg üter, die der Erwe iterung der
Produktionskapazitäten dienen, als auch um Lagerbestandsveränderun-
gen hande ln.
Steuern (T
H
)

private
r
~
Haushalte

Einkom men (Y)
Staat
Transferzahlungen (T,)
Staatskäufe (C,,)
Einkom men (Y)
Subventi onen (Z)
Unternehmen
Konsum (C)
Steuern (T")
Ersparnis (S)
Gewinne (G)
Güter-
importe (M)
Vermögens-
Abschreibungen (D)
bildung
~
Güterexport e (X)
Ausland
Brutt oinvestiti onen (I)
I
Kapitalexport und -import (X - M)
t
Investitionen
Abb. A.5. Erweitertes Kreislaufmodell
Um de n Prozess des Sparens und Investierens zu vera nschaulichen,
wird das Kreislaufmodell um einen fikti ven
Sektor
»Vermögensbil-
dung« erweitert . Berücksichtigt man noch die Abschreibungen (D) im

Unte rnehrnenssektor , fließen die Ersparnisse der private n Haushalte,
die einbe haltenen Unternehme rgewinne und die Ab schreibungen der
Unternehmen als vermögensbildender Strom ein und die Bruttoinvesti-
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 13
tionen der Unternehme n als
vermögensverwendender
Strom raus . Ab-
schreibungen
er fassen die
Wertminderung
der
Produktionsanlagen
durch Abnutzung.
Das Modell
wird
noch »rea listischer«,
wenn
die Sektoren »S
taa
t« und
Staat
»Aus land« mit einbezogen
werden
. Der Staat
(Bund
, Länder, Gemein-
den und Soz ialve rsicherungsträger) unterscheidet sich von den anderen
Sektoren durch seine Machtbefugnisse und Hoheitsrechte, die ihm eine
besondere Stellung
auf

den
jeweiligen
Märkten erlauben.
Er fragt Konsum- und Investitionsgüter aus dem
Unternehmenssektor
nach (Staatskäufe Cs.), subventioniert Unternehmen (Subventionen Z)
und leistet T ransfers (Tr) an die Haushalte und er investiert
(1St). Zu
den Transferzahlungen gehören beispielsweise das BAföG, Kindergeld
und das Arbeitslosengeld
11.
Der
Staat finanz iert sich
über
Steuern, die bei den
Unternehmen
(T u)
und Haushalten (Tu)
erhoben
werden
. Die
Differenz
aus
Staat
sau sga-
ben und Staat
seinnahmen
ergibt den
Budgetüber
schu

ss
bzw
. das Bud-
getde
fizit ,
der
bzw. das
auch
als Ersparn is des
Staat
es interpretiert
werden kann. Im vorliegenden Schaubild liegt eine negative staatliche
Ersparnis (ein Haushaltsdefi zit) vor. Das bedeutet, dass der
Staat
über
die Steuern hinaus einen Teil
der
privaten Ersparnisse zur Begleichung
seiner Aufgaben in Anspruch nimmt.
Der
Sektor
Ausland
umfa
sst alle
Wirt
schaft
s
subjekte
außerha lb der Ausland
nationalen

Volk
swirtschaft. Im Zus
ammenhang
mit dem
Sektor
»Aus-
land «
werden
als
Geld
ströme
Exporte
rlöse (X) und Z
ahlung
s
abflü
sse
für erh altene Importe
(M)
e
rf
asst. Übersteigen die Erlöse aus den Ex-
porten die abfließenden
Geld
st
röme
für die Importe, fließt ein Strom
vom
Vermögen
sbildung

skonto
ins Au sland (X - M), da ein Teil der
inländischen Ersparni s (inländi
sche
r Kon
sumve
rzicht) für die Güter-
ver
so
rgung
des Au sland s verwendet wird. Umgekehrt ist ein negativer
Saldo (Importüber
schu
ss) mit einem Zufluss zum Sektor »Verrnögens-
bildung« verbunden, da dieser die inländi
sche
Vermögen
sbildung
er-
höht.
Die übliche Darstellung des volkswirtschaftlichen Krei slaufs ist natür-
lich die
Kontendar
stellung. Dabei werden
jed
em
Sektor
bzw. Krei s-
laufpol diverse Konten zugeordnet und die zwischen den Polen
lauf

en-
den Kre islau fströme bzw. Transaktionen doppelt verbucht und zwar als
abf1ießender Geldstrom
auf
der Soll-Seite und als zuf1ießender Geld-
strom
auf
der Haben-Seite .
14
Bedürfnis - Bedarf -
Nachfrage
Güter als Mittel zur
Bedürfnisbefriedig ung
freie versus knappe
Güter
private versus
öffentliche Güter
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
3.2 Das Knappheitsproblem
Die
Notwendigkeit
zu wirtschaften resultiert daraus, dass einerseits die
Bedürfnisse der
Mensc
hheit tendenziell unbegrenzt, die Möglichkeiten
der
Bedürfnisbefriedigung
aber
immer
begrenzt, d.h. die Mittel dazu

knapp
sind. Ein
Bedürfnis
ist das
Empfinden
eines
Mangels
. Wirt-
schaftlich relevant ist
jedoc
h
der
Bedarf. Ein
Bedarf
entsteht,
wenn
einem Bedürfnis seitens des Betroffenen Kaufkraft -
etwa
Geld - ge -
widmet
wird. Erst
dann
führen die
abstrakten
Bedürfnisse
zu
einer
Nachfrage am Markt.
Die Mittel, die dem
Menschen

zur Bedürfnisbe friedigung dienen - die
ihm einen Nutzen stiften - heißen Güter. Güter sind Waren (z.B. il'od),
Dienstleistungen (z.B. Unterrichtstätigkeit) und Rechte (z.B. Patente).
Sie werden unterteilt in freie und knappe Güter. Freie Güter (z.B. Son -
nenlicht) sind im
Verhä
ltnis zu den
Bedür
fnissen in so
großer
Menge
vorhanden
,
dass
jeder
seine Bedürfnisse nach diesen
Gütern
befriedi-
gen kann . Sie habe n keinen Preis und müssen nicht bewirtschaftet wer-
den . Knappe
Güter
sind im Ver hältnis zu den
Bedürfnissen
nur be-
schränkt verfügbar. Sie werden
entweder
von Unternehmen als private
Güter
prod uziert und vermarktet
oder

bei Marktversagen vom Staat als
öffentlic
he
Güter
bereitgestellt
(siehe
Kap .
»Der
Staat
in der Wirt-
schaft«).
In
Abb
. A.6 ist das S
pannungsverhältnis
zwi
schen
Resso
urcenkna
pp-
heit und unbegrenzten Bedürfnissen, das die Wirtschaftssubjekte zum
Wirt schaften veranlasst, dargestellt.
Wi
rts
ch
aften
= nachhaltiger Umgang mit
knappen Ressourcen zur
Bedürfniserfüllung
Knappheit der

~
Spannungsverhä ltnis
~
Unbegrenzte
Ressourcen als Triebfeder des Bedürfnisse
bzw . Gü ter Wirtschaftens
,
Ökonomisc hes Prinzip
I
als Handlungsanleitung
I
I I
Minima lprinzip
I I
Maximalprinzip
I
Abb . A.6. Der Ausgangspunkt des Wirtschaftens
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Die Güterknappheit resultiert letztlich aus der relativen Knappheit der
Ressourcen (Produktionsfaktoren), die zu deren Bereitstellung erfor-
derlich sind. Volkswirtschaftlich unterscheidet man drei Produktions-
faktoren : Arbeit (A), Kapital (K) und natürliche Ressourcen (NR).
3.3
Die Produktionsfaktoren
Als Produktion
sf
aktor Arbeit bezeichnet man
jede
menschliche Tätig-
keit, mit der unmittelbar eine Einkommenserzielung angestrebt wird,

wobei sowohl körperliche als auch gei stige gemeint ist (also nicht
Hausfrauen arbeit, Studium und Hobby tätigkeit).
Der Produktionsfaktor Natürliche Ressourcen umfasst den Boden mit
allen Bodenschätzen
(z.B. Kohle , Eisenerz und Mineralvorkommen)
sowie allen Energiequellen (Wasser, Sonne). Dazu g
ehör
en auch das
Klima, das die N utzu ng
der
ländlichen Flächen
ermöglicht
sowie
Pflanzen- und Tierbestände.
Als Produktionsfaktor Kapital (Sach- oder Realkapital) bezeichnet man
alle produzierten und noch nicht in den Bereich der Haushalte überge-
gangenen Güter.
Im Gegensatz zu den ursprünglichen Produktionsfak-
toren natürliche Ressourcen und Arbeit muss Kapital erst g
escha
ffen
werden. Dies geschieht durch Kombination der urspr ünglich en Produk-
tion sfaktoren, weshalb man Kapital auch als abgeleiteten Produktions-
faktor bezeichn et.
Geldkapital zählt nicht zum Produktion
sf
aktor Kapital. Geld dient als
allgemeines Tauschmittel in erster Linie der Erleichterung der Ge-
schäftsbeziehungen. Es ermöglicht zwar die Finanzierung von Investi-
tionen (der Kap italbildung), ist aber selbst kein Inputfaktor im Produk-

ti onsprozess zur Herstellung weiterer Güter.
Verbesserungen in der Qual ität der Produktionsfaktoren und in der
Organisation, die Ressourcen
im Produktionsprozess zu
komb
inieren,
zählen zum technischen Fortschritt.
Für die Produktionsleistung (den Output) einer Volk swirtschaft spielen
sowohl die Quantit ät und Qualität der Produktion
sf
aktoren als auch der
technisch-organisatorische Fort schritt eine Rolle . Als Funktionalbezie-
hung ausgedrückt lautet die ges
amtw
irtschaftliche Produktionsfunk-
tion
:
x = TF
f~A
,
K, NR)
De
rOutput
X entspricht dabei der Summe aller Güte r einer Volk
swirt-
schaft, die unter Einsatz der Produktion
sf
akto ren Arbeit (A), Kapit al
(K) und den natürlichen Ressourcen
(NR)

sowie eines
gegebenen
Stand s an Technologie (TF) produziert werden können. Ein Wachstum
15
Arbeit
Natürliche Ressourcen
Sachkapital
technischer Fortschritt
gesamtwirtschaftliche
Produktionsfunktion
16
effiziente
Ressourcen-
allokation
Pareto-Effizienz
Effizienz und
Gerechtigkeit
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
des Outp uts setzt demzufolge voraus, dass die Me nge sowie die Quali-
tät der Produktionsf
aktor
en zuneh men und/oder tech nisch-orga nis
ator
i-
scher
Fort
schritt erzie lt wi rd (siehe Kap. »Makroökonornie - Ausge -
wählte Pol itikbcrciche«).
3.4
Allokation der Ressourcen

Die Begrenzth eit an Produktions f
akt
oren und die unbegrenzten Be-
dürfnisse zw inge n
je
de Volksw irtschaft zur A
bwäg
ung möglicher al-
ternativer Güt
erkomb
inationen. die
zusa
mmen den ges amtw irtschaftli-
che n Output bild en.
Die Zuteilung knapper Res
sour
cen auf konk urrierende Ve
rwendun
gs-
möglichkeiten bezeichnet man als Allokation.
Die All okation der Ress ource n betrifft sow ohl die Zuteil ung der Res-
source n auf den privat en und öffent
lic
hen Sektor als auch
je
ne inne r-
halb der
jeweilige
n Sektoren . Die Zuteil ung auf die Sek toren wird im
Wesentli

chen
vom
vor
herrschenden Wirtschaft ssyste m eines La
nd
es
bestimmt. In Ma
rktw
irtschaften übernimmt der Markt die A llokation
der Ressourcen innerhalb des privaten Sektors (siehe Kap .
»Mikroö ko-
nomie -
Theoreti
sche Grundlagen«) , Innerhalb des öffentlichen Sek-
tors ent scheiden in repräsentativen
Demo
kratien die Parlame nte mit der
Verabschi edung des Haushaltsge setzes darüber, wie viele Ressourcen
z.B. für Bildung und/oder Verteid igung aufgewen det
werden
.
Eine effiziente
(= opt imale, wohlfahrtsmax imale) Ressourcenallokat ion
liegt vor, we nn die k
napp
en
Produ
kt
ions
fa

ktor
en
dort
ei
ngese
tzt
wer
den, wo sie den, im Vergleic h zu einer alternativen
Verwen
dung,
höch sten Ertrag er
bringe
n und das Produktionsergebn is g leichzei tig
auc h den t
atsä
ch lichen Bedü
rf
nissen und
Wünsc
hen der Nachfr age r
entspricht.
Ein Zu stand wird als pareto-effizient angesehen, bei dem sich die Lage
eines oder mehrerer Wirtsch afts
subjekte
nicht verbess ern lässt, ohne
die eine s an deren versc hlechtern zu müssen. Oder um
geke
hrt: Eine
Situation ist noch nicht pareto-effizient, wenn es möglich ist, die Situa-
tio n eine s Wirtsch aft s

subjekt
s zu ver
bess
ern, ohne dass es d
adur
ch
anderen schlechter geht.
Wichti g ist dabei, dass es für diese spezielle Form der Effizienz ohne
j ede Bed
eutung
ist, wie die vo r
hand
enen Güter auf zwei oder m
ehr
Mens
chen verte ilt sind. Angenom men Jonathan und Julius beurteilen
ihren Woh lstand allein
anha
nd der ihnen j eweils zur Ve rfügung ste-
hend en
Güterrnenge, wobei mit zunehmender Menge auch ihr Nutzen
steig t. In diesem Fall ist in Abb. A.5 in Punkt B eine bessere Alloka-
tion erreicht als in Punkt A, da in Punkt B beide mehr Güt er zur Verfü-
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
gung haben. Ist eine Produktio n zur Realis ierung von Punkt B möglich,
wäre es ineffizient nur in Punkt A zu produziere n. Auch ist der Punkt
A im Vergleich zu Punkt G pareto-ineffizient. Sowohl in Punkt B als
auc h in Punkt G wäre Julius besser gestellt, ohne dass Jonathan
schlechter gestellt wäre.
Gütermenge für Julius

G
17
A
Abb.
A.7.
Effizienz und Gerechtigkeit


Gütermenge für Jonathan
e D
Wie ist aber eine Bewegung von Punkt A zu Punkt E oder 0 einzu-
schätzen? Möchte man hierzu eine Aussage treffen, kommt man nicht
ohne ein Werturteil über die jeweiligen Veränderungen in den Nutzen-
positionen der beiden Personen aus.
In beiden Fällen wird jeweils eine Person besser gestellt, bei gleichzei-
tiger Schlecht ersteIl ung der jeweils anderen Person . Eine Wertung die-
ser veränderten Positionen ist ohne eine Vermischung von Effizienz-
und Gerechtigkeitsaspekten und einem Werturteil nicht mög lich. Pa-
reto-effizient gegenüber der Ausgangssituation A sind
auf
je
den Fall
alle denkbaren Positionen im oberen rechten Quadranten.
Durch den Rückg r
iff
auf
das Pareto-Kriterium (V. Pareto 1848- 1923)
wird also der meist bei staatlichen Maßnahmen auftretende Zielkontlikt
zwischen Effizienz und Gerechtigkeit umgangen. Zum Beispiel ist
nicht auszuschl ießen , dass eine aus Gerechtigke itsgründen über das

Steuer
system
vorgenommene
Einkommen
sumverteilung
die Leis-
tung sbereitschaft der Wirtschaftssubjekte schwächt. Der Kuchen, der
zu verteilen ist, wird dann nicht oder kleiner gebacken.
3.5
Produktionsmöglichkeitskurve und
Opportunitätskosten
Von besonderer Bedeutung für eine Volkswirt schaft ist die Zuteilung
der Ressourcen auf Investitions- und Konsumgüter. Mit der Bestim-
mung des Anteils dieser beiden Güte rgruppen wird gleichzeitig eine
Investitionsgüter versus
Konsumgüter
18
Produktionsmöglich-
keltskurve
Einf ührung in die Volkswirtschaftslehre
Entsche idung darüber getro ffen, wie viele Güt er in der Zukunft zur
Verfügung stehen .
Investition sgüter sind Güter, die in zukünftigen Perioden als Input in
den Produktionsprozess ein
gehen
(z.B. in Untern ehmen eingesetzte
Maschinen) . Die Erstellung von Investitionsgütern führt also zu einer
Ausweitung des Kapit alstocks, was C.p. in der Zukunft ein höhe res
Produktionsergebnis möglich macht. Konsum
güter

sin d Güter, die
letztl ich in die
Verf
ügungsmacht der Haushalte übergehen und in der
Regel unmittelbar verbraucht werden (z.B.
Na
hrungsmittel).
In Abb. A.8 ist au f der horizontal en Achse (Abszisse) die Investition s-
gütermenge und
auf
der vertikalen Achse (Ordinat e) die Konsum gü-
termenge abgetragen. Die Verbindungslinie zwischen den beiden Ach-
sen ist die Produktionsmöglich keitskurve.
Die Produktionsmöglichkeitskurve gi bt allgemein an, welche verschie-
denen Me
ngenkomb
inationen von unterschiedlichen Gütern mit den
vor handenen Ressourcen und der vorhandenen Technolo gie in einer
Volkswirtschaft maximal produziert werden können.
Mit ihrer Hilfe lassen sich zudem grundlegende ökonomische Kon-
zepte wie Effizienz, die notwendige Wahl zwischen Alternativen und
die damit verbundenen Opportunitätskosten sowie Wirtschaftswachs-
tum darstellen.
Werden nur Konsumgüter hergestellt, erg ibt sich die maximale Güter-
menge B. Werden nur Invest
itionsgüter produziert, so ist die Meng e A
erreic hbar.
In allen Punkten au f der Produktionsmögli chkeits
kur
ve

werden Investition s- und Konsumgüter in einem j eweils bestimmten
Verhältnis hergestellt.
Konsumgü ter
B


. c


~

"
"
"
"
F "
\
\
\
\
\
\
\
,
I
I
A
Investitionsgüter
Abb. A.8. Produktionsmöglichkeitskurve

×